Regeln&Taktik-Lösungen

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Szenario 1

Die skizzierte Situation ereignet sich rund 20 Sekunden vor dem Startsignal.

 

POSITION 1

W ist klar voraus von L; damit muss L sich von W freihalten.

W ist das Wegerechtsboot nach Regel 12 (Wind von der gleichen Seite OHNE Überlappung). W hat keine Verpflichtung vorauszusehen, dass es bald ausweichpflichtiges Boot werden könnte.

L`s Ruf ist verfrüht.

 

POSITION 2

L und W sind überlappt. L ist Wegerechtsboot und W muss sich freihalten. Da L das Wegerecht gerade erlangt hat, muss es W zunächst Raum zum Freihalten gemäß Regel 15 geben (Wegerecht erlangen). W ist verpflichtet, alles zu tun, um sich freizuhalten. Siehe Definition von „Raum“.

 

POSITION 3 -

W dreht weg von L und hat sein Segel getrimmt; damit tut W alles, um sich freizuhalten. Mittlerweile ist L leicht abgefallen, um W Raum zum Freihalten zu geben. Beide Boote verhalten sich regelkonform.

Siehe auch US Sailing, Berufung 108

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

L sollte sicherstellen, dass es W – nach der Herstellung der Überlappung in Lee – genügend Raum (Platz und Zeit) gibt, um sich freizuhalten.

Bedenke, dass die Boote sehr dicht zusammenkommen können und W sich dadurch – bei jeder Kursänderung von L – nicht freihalten kann, was ansonsten in sofortigem Kontakt enden würde.

Deshalb kann L - obwohl die Boote keinen Kontakt hatten – bestraft werden, da es W nicht genügend Raum zum Freihalten gegeben hat. Ebenso ist zu beachten, dass W seitwärts abtreiben kann, speziell wenn es keine Fahrt hat und anfängt, die Segel zu trimmen. Also immer genügend Raum geben...

L ist in einer sehr starken Position. Das einzige, was für L schief gehen kann, ist, dass W's Versuch, sich in den ersten 5-10 Sekunden freizuhalten, misslingt. Dann „könnte“ L Regel 15 verletzt haben.

L sollte alles tun, um zu verhindern, dass die Boote - nachdem es die Überlappung in Lee hergestellt hat – immer enger zusammen

kommen.

Der Schlüssel für L ist, soweit als möglich nach vorne zu kommen um freien Wind zu haben, wenn es beschleunigen will. Ein Ziel ist, den Bug auf gleicher Höhe mit W zu haben.

Für W ist wichtig, sofort nach L's Überlappung zu reagieren. Sofort von L wegzusteuern und die Segel anzuziehen sind die zwei wichtigsten Punkte, auf die eine Jury schaut um zu beurteilen, ob alles unternommen wurde, um sich freizuhalten.

(Hier ein kleiner Einwand: Ruder legen reicht m. E. vollkommen aus, denn das Dichtnehmen der Segel kann bei manchen Booten auch ein starkes Driften bewirken, was das Risiko einer Berührung erhöht. Außerdem kann es sein, dass ein Beschleunigen in der Situation nicht erwünscht ist).

 

Szenario 2

Die skizzierte Situation ereignet sich rund 20 Sekunden vor dem Startsignal.

 

POSITION 1

X und M überlappen – wie übrigens auch L und M – wobei sich M von beiden nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) freihalten muss.

X ist klar voraus von L und W. Beide müssen sich nach Regel 12 (Wind von der gleichen Seite OHNE Überlappung) von X freihalten.

 

POSITION 2

* X ist klar voraus von L, M und W; somit müssen sich alle Drei von X freihalten.

* L und M müssen sich von X freihalten, da X für beide ein Hindernis darstellt (siehe Definition von "Hindernis").

M wird durch Regel 19.2(b) verpflichtet, L so bald als möglich genügend Raum zu geben, um zwischen ihm und X durchzusegeln.

M gibt L dafür ausreichend Raum.

BEACHTE: Falls M allerdings ab dem Zeitpunkt der Überlappung mit L nicht in der Lage ist, L Raum zum Passieren zu geben, ist es nicht verpflichtet, dies zu tun (siehe Regel 19.2(b)) - Regel 15 und 19.2(b) ergänzen sich hier.

Wenn M - ab der Überlappung von L in Lee - Raum zum Freihalten von L hat, dann hat es auch den Platz, um L den Raum zum Passieren zwischen ihm und X zu geben.

Wenn es keinen Raum zum Freihalten hat, kann es L auch keinen Raum zum Passieren zwischen ihm und X geben.

 

POSITION 3

* L luvt, womit Regel 16.1 (Kurs ändern) es verpflichtet, M Raum zum Freihalten zu geben. Raum beinhaltet den Platz, den M benötigt, um seinen Verpflichtungen nach Regeln des Teils 2 nachzukommen (siehe Definition von „Raum“).

Um sich von L freizuhalten, muss M auch luven (Kurs ändern) und damit W ebenso Raum nach Regel 16.1 geben, um sich freizuhalten.

* Es gibt eine Berührung zwischen M und W. W hat sich nicht freigehalten und damit Regel 11 verletzt. Falls W nicht genügend Raum zum Freihalten von M bekam, hat M Regel 16.1 gebrochen und W ist nach Regel 64.1(a) (Strafen und Entlastung) zu

entlasten.

Falls M Regel 16.1 gebrochen hat, weil L ihm nicht genügend Raum (Zeit und Platz) – um W Raum zu geben – gegeben hat, wird M nach Regel 64.1(a) entlastet.

Wenn W genügend Raum (Zeit und Platz) hatte, aber nicht unverzüglich auf M's Luven reagiert, wird W nicht entlastet.

Dies hängt natürlich von der Jury ab, basierend auf den Informationen, wann welches Boot was getan hat.

* Siehe auch US Sailing, Berufung 36

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

L sollte sicherstellen, dass beim „Reinsegeln“ zwischen zwei – vormals klar voraus liegenden – Booten genügend Raum (Zeit und Platz) zum Freihalten nach dem Herstellen der Überlappung für das luvwärtige Boot besteht und es selbst auch genügend Raum zum Freihalten vom leewärtigen Boot (egal ob in Lee oder klar

voraus) hat, während das Luvboot aus dem Weg manövriert.

BEACHTE, dass Zeit und Platz des Luvboots von weiteren Booten in Luv beeinflusst werden kann; dies sollte auf jeden Fall mitberücksichtigt werden.

Außerdem müssen Luvboote auf Kursänderungen des Leeboots „unverzüglich“ reagieren.

(Sehr häufig wird diskutiert, dass die entstandene Situation doch vorherzusehen war. Richtig, aber generell muss ein Boot erst ab dem Moment reagieren, wenn es ausweichpflichtig wird und nicht schon im Voraus. Dadurch begibt sich L natürlich in Gefahr, wenn der Platz recht eng ist).

 

Szenario 3

Die skizzierte Situation ereignet sich rund 20 Sekunden vor dem Startsignal.

 

POSITION 1

W ist klar achteraus von L und muss sich nach Regel 12 (Wind von der gleichen Seite OHNE Überlappung) freihalten.

P segelt mit Wind von Backbord und ist ausweichpflichtiges Boot nach Regel 10 (Wind von entgegengesetzter Seite).

 

POSITION 2

P ist durch den Wind gegangen und hat damit den Wind von Steuerbord (siehe Definition „Wind von Steuerbord oder Backbord“), ist aber noch nicht auf einen Am-Wind-Kurs abgefallen. Deshalb gilt Regel 13 (während des Wendens) und P muss sich von W und L freihalten (da Regel 13 gilt, gelten die Regeln 10, 11 und 12 nicht...siehe Regel 13).

W luvt, um die Kollision mit P zu vermeiden; daher hat P die Regeln 10 oder 13 verletzt ...abhängig von dem Zeitpunkt, an dem W Ausweichmaßnahmen ergreifen musste (siehe Definition von „Freihalten”).

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Wenn P in Lee eines anderen Bootes wenden will, sollte es auf jeden Fall unter einen Am-Wind-Kurs drehen um die Übereinstimmung mit Regel 13 sicherzustellen, bevor es, - das nun luvwärtige Boot - luvt.

BEACHTE: die Segel müssen auf einem Am-Wind-Kurs nicht gefüllt sein. Man muss nur in die Richtung des Am-Wind-Kurs „zielen“. „Am Wind“ ist kein definierter Begriff der „Wettfahrtregeln Segeln“, aber generell definiert als der Kurs, den ein Boot segelt, um bestmöglich „gegen“ den Wind zu segeln.

Wenn P auf dem Am-Wind-Kurs ist, wird es Wegerechtsboot nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) und muss zunächst W Raum zum Freihalten nach Regel 15 (Wegerecht erlangen) geben. Wenn P dann luvt (Kurs ändert), muss es W

zusätzlich Raum zum Freihalten nach Regel 16.1 (Kurs ändern) geben.

Falls W ausweichen muss, um eine Berührung mit P zu vermeiden, bevor P auf einen Am-Wind-Kurs abgefallen ist -> Kontakt vermeiden und gegen P protestieren. Wenn P jedoch klar auf einem Am-Wind-Kurs ist, wird es Wegerechts-Boot und W muss

unverzüglich reagieren, um sich freizuhalten.

(Auch hier wieder etwas unklare Verhältnisse, denn P kann wegen L gar nicht ohne Risiko unter den Am-Wind-Kurs abfallen. P sollte das Risiko einer engen Lücke zwischen den Booten abwägen und ggf. hinter W vorbei segeln um dann - falls möglich – mit etwas Abstand in Luv zu wenden).

 

Szenario 4

POSITION 1 tritt rund 10 Sekunden vor dem Startsignal ein.

 

POSITION 1

L und W sind überlappt. W muss sich nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) freihalten.

Das Wettfahrtleitungs-Boot ist zugleich Hindernis und Start-Bahnmarke (siehe Definitionen „Hindernis“ und „Bahnmarke“). W und L nähern sich der Start-Bahnmarke um zu starten, weshalb die Regeln 18 (Bahnmarken-Raum) und 19 (Raum zum Passieren eines Hindernisses) nicht gelten (siehe Einleitung zu Teil 2, Abschnitt C).

Deshalb hat W keinen Anspruch, das Wettfahrtleitungs-Boot in Lee zu passieren.

 

POSITION 2

L ist nicht verpflichtet, W Raum zu geben um in Lee des Wettfahrtleitungs-Bootes zu passieren (siehe oben). Außerdem, auch wenn L die Überlappung von klar achteraus zu W hergestellt hätte und Regel 17 (Wind von der gleichen Seite; richtiger Kurs)

gültig wäre, sowie das Startsignal in Position 2 gemacht würde, verlangt Regel 17 von L nur, nicht über den richtigen Kurs zu segeln. Offensichtlich segelt L nicht über dem richtigen Kurs und verletzt somit keine Regeln in Position 2.

W hält sich richtig frei nach Regel 11.

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

L ist in einer sehr starken Position, während es entlang der Anliegelinie zum Wettfahrtleitungs-Boot segelt und kein Boot in Lee hat. L braucht W vor und nach dem Startsignal nicht zwischen sich und das Wettfahrtleitungs-Boot zu lassen.

Falls sich W allerdings dazwischen drängt, gilt Regel 14 (Berührung vermeiden). Wenn vernünftigerweise möglich, „reinlassen“ und dann gegen W protestieren.

Bedenke: wenn die Berührung erzwungen und „nur“ das Wettfahrtleitungs-Boot beschädigt wird, kann L nach Regel 14 disqualifiziert werden.

BEACHTE auch: wenn man sich dem Wettfahrtleitungs-Boot „nicht“ nähert um zu starten, dann gilt Regel 19 (Raum zum Passieren eines Hindernisses) und W hat Anspruch auf Raum, um zwischen L und dem Wettfahrtleitungs-Boot (welches ein Hindernis ist) zu passieren. Es gibt keine Berufung, die interpretiert, „wann“ sich ein Boot einer Start-Bahnmarke zum Starten nähert, da es von sehr vielen

unterschiedlichen Faktoren abhängt. Um sicher zu sein, gehe davon aus, dass sich ein Boot in der letzten Minute vor dem Start der Startlinie nähert, um zu starten.

Wenn W sieht, dass L die „Tür zumacht“, kann es verlangsamen, um direkt dahinter zu starten (falls sie richtig in der Zeit sind) oder, falls L zu früh dran ist, leicht in Luv.

Wenn W sich mit Gewalt zwischen L und das Wettfahrtleitungs-Boot drängt und L zum Ausweichen zwingt, um eine Berührung zu vermeiden, oder falls es eine Berührung gibt, dann hat W Regel 11 verletzt und sich, wie es so schön im Segler-Slang heisst,

reingerempelt...

(Leider kommt diese Situation bei jedem Start vor! W, sowie alle weiteren dort üblicherweise wartenden Boote, sind auf verlorenem Posten und beten nur um eine Lücke. In dieser Position kann man nicht aktiv seine Startposition wählen, sondern ist abhängig von anderen Seglern...also grundsätzlich vermeiden und eher – natürlich in Abhängigkeit des Bootes – von Lee auf/unter der Anliegelinie kommen).

 

Szenario 5A

POSITION 1 tritt rund 15 Sekunden vor dem Startsignal ein.

 

POSITION 1

L, M und W sind alle überlappt und jedes Luvboot muss sich von jedem Leeboot nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) freihalten. Falls L oder M die leewärtige Überlappung von klar achteraus hergestellt haben, gilt Regel 17 (Wind von

der gleichen Seite; richtiger Kurs). Da ein Boot aber vor dem Startsignal keinen richtigen Kurs hat (siehe Definition "Richtiger Kurs"), kann es diese Regel auch nicht bis nach dem Startsignal brechen.

 

POSITION 2

L hat geluvt (Kurs geändert). Regel 16.1 (Kurs ändern) verpflichtet L, Raum zum Freihalten für M und W zu geben, welchen diese auch haben.

Wenn das Startsignal in Position 2 erfolgt und Regel 17 für L gilt, hat L Regel 17 verletzt, da es über dem richtigen Kurs gesegelt ist. Um den richtigen Kurs zu segeln, müsste L beim Startsignal anfangen, auf den Am-Wind-Kurs abzufallen.

Falls Regel 17 nicht für L sondern für M gilt und das Startsignal in Position 2 erfolgte, hat M Regel 17 nicht verletzt, da es nicht höher als den richtigen Kurs segelte. Sein richtiger Kurs wird durch die Abwesenheit von W bestimmt, welches das „Bezugsboot“ in Regel 17 ist (siehe Definition "Richtiger Kurs").

In Abwesenheit von W würde M weiter gegen den Wind „segeln“, wie es erforderlich ist, um sich von L freizuhalten.

Sollte das Startsignal nicht in Position 2 erfolgen, bricht L Regel 17 nicht (selbst wenn sie gelten würde), da ein Boot bis nach dem Startsignal keinen richtigen Kurs hat.

Da die Boote sich der Start-Bahnmarke nähern um zu starten, gelten die Regeln 18 (Bahnmarken-Raum) und 19 (Raum zum Passieren eines Hindernisses) nicht (siehe Einleitung zu Teil 2, Abschnitt C).

(M und W haben hier einfach nicht vorausschauend gehandelt und sich in eine aussichtslose Situation begeben! Die einzige Chance von M ist, bereits kurz vorher zu luven und dann direkt in eine Position leicht oberhalb und knapp hinter L abzufallen. So startet M direkt am Wettfahrtleitungs-Boot, wenn auch knapp zu spät, mit der

Option, sofort nach dem Start auf die rechte Seite zu wenden).

 

Szenario 5B

POSITION 1 tritt 2 Sekunden nach dem Startsignal ein.

 

POSITION 1

Nach Position 1 segelt L über dem richtigen Kurs. Falls Regel 17 gilt, hat L sie verletzt

(siehe Diskussion im vorherigen Fall).

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Für M und W ist es sehr wichtig zu merken, wie die Leeboote in diese Position kamen.

Wenn sie von klar achteraus kamen, ist es ratsam zu rufen „von achteraus“ (ich persönlich bevorzuge den direkten Weg und rufe: Regel 17, richtiger Kurs nach dem Startschuss! Das Ganze dann auch klar und deutlich ausgesprochen...), auch wenn noch Zeit genug bis zum Startsignal ist. Dies ist eine Möglichkeit, sich an die

Entstehung der Situation zu erinnern und den anderen Booten den Wechsel der Verpflichtungen nach dem Startsignal klar zu machen.

W und M sollten vorausschauend planen und ihre Geschwindigkeit so anpassen, dass sie sich von L freihalten können, ohne auf die falsche Seite des Wettfahrtleitungs- Bootes gezwungen zu werden.

Selbst wenn festgestellt wird, dass L Regel 17 verletzt hat, haben M und W keinen Anspruch auf Wiedergutmachung, da es weder eine Verletzung noch einen physischen Schaden bei einem von ihnen gegeben hat (siehe Regel 62.1, Wiedergutmachung).

(Die Position von M und W ist einfach sehr gefährlich und sollte tunlichst vermieden werden).

 

Szenario 6A

POSITION 1 tritt rund 10 Sekunden vor dem Startsignal ein.

 

POSITION 1

L und W sind überlappt, wobei W sich nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) von L freihalten muss.

Wenn L die Überlappung in Lee von klar achteraus hergestellt hat, gilt auch Regel 17 (Wind von der gleichen Seite; richtiger Kurs); da aber ein Boot vor dem Startsignal keinen richtigen Kurs hat (siehe Definition "Richtiger Kurs"), kann es diese Regel auch bis nach dem Startsignal nicht brechen.

 

POSITION 2

Wenn das Startsignal in Position 2 gemacht wird und Regel 17 für L gilt, dann muss L – in Übereinstimmung mit Regel 17 – nach dem Startsignal beginnen auf einen Am-Wind-Kurs abzufallen.

BEACHTE: L's richtiger Kurs wird durch die Abwesenheit von W bestimmt, welches das „Bezugsboot“ in Regel 17 ist (siehe Definition "Richtiger Kurs").

In Abwesenheit von W würde L auf einen Am-Wind-Kurs abfallen, um so schnell wie möglich in Richtung der ersten Bahnmarke zu segeln.

Sollte das Startsignal nicht in Position 2 erfolgen, bricht L Regel 17 nicht (selbst wenn sie gelten würde), da ein Boot bis nach dem Start keinen richtigen Kurs hat.

Da die Boote sich der Start-Bahnmarke nähern um zu starten, gelten die Regeln 18 (Bahnmarken-Raum) und 19 (Raum zum Passieren eines Hindernisses) nicht (siehe Einleitung zu Teil 2, Abschnitt C).

(W hat hier einfach nicht vorausschauend gehandelt und sich in eine aussichtslose Situation begeben! Die einzige Chance von W ist, bereits kurz vorher stark zu bremsen – beispielsweise das Grosssegel rausdrücken – und dann direkt in eine Position leicht oberhalb und knapp hinter L abzufallen. So startet W direkt am

Wettfahrtleitungs-Boot – wenn auch knapp zu spät – mit der Option, sofort nach dem Start auf die rechte Seite zu wenden).

 

Szenario 6B

POSITION 1 tritt 2 Sekunden nach dem Startsignal ein

 

POSITION 1

Nach Position 1 segelt L über dem richtigen Kurs. Falls Regel 17 gilt, hat L sie verletzt (siehe Diskussion im vorherigen Fall).

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Für W ist es sehr wichtig, zu merken, wie die Leeboote in diese Position kamen. Wenn sie von klar achteraus kamen, ist es ratsam VORHER zu rufen „von achteraus“ (ich persönlich bevorzuge den direkten Weg und rufe: Regel 17, richtiger Kurs nach dem Startschuss! Das Ganze dann auch klar und deutlich ausgesprochen...), auch wenn noch Zeit genug bis zum Startsignal ist. Dies ist eine Möglichkeit, sich an die Entstehung der Situation zu erinnern und den anderen Booten den Wechsel der Verpflichtungen nach dem Startsignal klar zu machen.

W sollte vorausschauend planen und seine Geschwindigkeit so anpassen, dass es sich von L freihalten kann, ohne auf die falsche Seite des Wettfahrtleitungs-Bootes gezwungen zu werden.

BEACHTE: wenn ein Leeboot Regel 17 unterliegt und vor dem Startsignal im Wind steht, ist es nicht verpflichtet, beim Startsignal auf einem Am-Wind-Kurs zu sein. Es ist verpflichtet, nach dem Startsignal nicht höher als auf dem Am-Wind-Kurs zu segeln. Das bedeutet, wenn es gleich nach dem Startsignal anfängt, auf einen Am-Wind-Kurs abzufallen, genügt es den Forderungen von Regel 17.

(W hat hier einfach nicht vorausschauend gehandelt und sich in eine aussichtslose Situation begeben! Die einzige Chance von W ist, bereits kurz vorher stark zu bremsen – beispielsweise das Grosssegel rausdrücken – und dann direkt in eine Position leicht oberhalb und knapp hinter L abzufallen. So startet W direkt am

Wettfahrtleitungs-Boot – wenn auch knapp zu spät – mit der Option, sofort nach dem Start auf die rechte Seite zu wenden).

 

Szenario 7

Es handelt sich um einen Vorwind-Start. Die erste Bahnmarke ist von der Startlinie auf einem direkten Vorwindkurs rund eine Seemeile entfernt. Das Startsignal erfolgt in Position 1. GELB hätte BLAU berührt, wenn es nicht zwischen Position 1 und 2 luven

würde.

 

POSITION 1

Beide Paare nähern sie der Start-Bahnmarke um zu starten. Deshalb gelten die Regeln 18 (Bahnmarken-Raum) und 19 (Raum zum Passieren eines Hindernisses) nicht (siehe Einleitung zu Teil 2, Abschnitt C), sondern die Regeln von Teil A und B.

GELB ist verpflichtet, sich nach Regel 10 (Wind von entgegen- gesetzter Seite) von BLAU freizuhalten und GRAU muss sich nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) von GRÜN freihalten.

Kein Boot hat eine Regel verletzt.

BEACHTE: wenn es sich in dieser Situation um einen Vorwind-Zieleinlauf handelt, wären die Regeln ganz anders anzuwenden.

In beiden Situationen überlappen die Boote, wenn sie die Zone erreichen (siehe Definition „klar voraus und klar achteraus; Überlappen und warum GELB und BLAU auf unterschiedlichem Bug „überlappen“).

Es gilt Regel 18 (siehe Regel 18.1) und da die Boote in beiden Paarungen überlappen, gilt auch Regel 18.2(b). BLAU und GRÜN sind verpflichtet, GELB und GRAU Raum zu geben, um zwischen ihnen und der Marke zu passieren, was beide Boote nicht taten.

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Der Vorwind-Start...

BLAU und GRÜN haben einen perfekten Start. GELB muss Luven, um hinter BLAU zu passieren. Hätte GELB in die Position von BLAU kommen wollen, hätte sie schon viel früher versuchen müssen, dieses Manöver zu fahren. GRAU hätte langsamer werden müssen, um dann GRÜN zu folgen.

Das Vorwind-Ziel...

GELB und GRAU haben Anspruch auf Bahnmarken-Raum an den Zieltonnen, aber nur so viel Platz wie benötigt wird, um zwischen der Tonne und dem außenliegenden Boot in “seemännischer Weise” durchzusegeln (siehe Definitionen “Bahnmarken-Raum” und

“Raum”).

“Seemännisch” bedeutet generell “sicher, ohne Risiko, die Marke zu berühren oder ein anderes Boot – bei den vorherrschenden Bedingungen – zu behindern”.

BLAU und GRÜN können abfallen um Bahnmarken-Raum zu geben und wahrscheinlich trotzdem die Ziellinie in Front passieren. Alle Boote sollten planen, in den letzten 3-5 Sekunden senkrecht zur Ziellinie zu segeln (es sei denn, dies würde GRAU weiter von der Marke wegbringen als notwendig, um sie sicher zu passieren).

 

Bonus Szenario 1

 

POSITION 1

BLAU ist klar achteraus von GELB und muss sich nach Regel 12 (Wind von der gleichen Seite, OHNE Überlappung) freihalten.

 

POSITION 2

BLAU stellt von klar achteraus eine leewärtige Überlappung zu GELB her. Nach der ersten Überlappung wird BLAU Wegerechtsboot nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) und muss zunächst GELB Raum zum Freihalten nach Regel 15 (Wegerecht erlangen) geben. Solange BLAU seinen Kurs in jede Richtung ändern

konnte, ohne sofort Kontakt mit GELB zu bekommen, hat GELB sich freigehalten (siehe Definition von “Freihalten”).

Regel 17 war ab der Herstellung der Überlappung von BLAU in Lee von GELB wirksam und verpflichtet BLAU, nicht höher als seinen richtigen Kurs zu segeln, solange die Boote auf dem selben Bug innerhalb von zwei Bootslängen überlappt bleiben. Vor dem

Startsignal gibt es keinen “richtigen Kurs” (siehe Definition "Richtiger Kurs"), daher kann Regel 17 nicht verletzt werden. Jedoch bricht BLAU Regel 17, wenn es nach dem Startsignal höher als seinen richtigen Kurs segelt während Regel 17 gilt.

 

POSITION 3

BLAU segelt über seinem richtigen Kurs. In Abwesenheit von GELB ist BLAUs richtiger Kurs “am Wind”. BLAU verletzt Regel 17, da es höher als seinen richtigen Kurs segelt und nicht unverzüglich klar achteraus von GELB fällt.

GELB muss sich nach Regel 11 freihalten, egal ob BLAU Regel 17 bricht oder nicht...und BLAU muss beim Luven (Kurs ändern) GELB Raum zum Freihalten nach Regel 16.1 (Kurs ändern) geben.

(es kann auch sein, dass BLAU einfach nur “Höhe gekniffen“ hat; dann liegt keine Regelverletzung vor).

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Leeboote müssen sich immer im Klaren sein, wie die Überlappung zum Luvboot vor dem Startsignal entstanden ist, da dies bestimmt, ob sie Luvrechte nach dem Startsignal haben. Es ist sinnvoll, jemanden an Bord zu bestimmen, der den Skipper daran erinnert, ob man nach dem Startsignal Luvrechte hat oder nicht.

(es macht grundsätzlich Sinn, dass sich jemand – neben dem Skipper und je nach Bootstyp und Grösse – um Regelangelegenheiten kümmert).

Luvboote müssen sich von Leebooten freihalten, auch wenn sie über dem richtigen Kurs segeln. Wenn ein Luvboot glaubt, das Leeboot segelt über dem richtigen Kurs, muss es sich freihalten und ggf. protestieren.

 

Bonus Szenario 2A:

 

POSITION 1

L ist klar achteraus von W und muss sich nach Regel 12 (Wind von der gleichen Seite OHNE Überlappung) freihalten.

 

POSITION 2

L wird – von klar achteraus – leewärtig überlappendes Boot zu W. Nach der erstmaligen Herstellung der Überlappung wird L Wegerechtsboot nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) und muss zusätzlich W Raum zum Freihalten gemäß Regel 15 (Wegerecht erlangen) geben. Solange L seinen Kurs in jede Richtung ändern konnte, ohne sofort Kontakt mit W zu bekommen, hat W sich freigehalten (siehe Definition von “Freihalten”).

Regel 17 (Wind von der gleichen Seite; richtiger Kurs) war ab der Herstellung der Überlappung von L in Lee von W wirksam und verpflichtet L, nicht höher als seinen richtigen Kurs zu segeln, solange die Boote auf dem selben Bug innerhalb von zwei

Bootslängen überlappt bleiben. Vor dem Startsignal gibt es keinen “richtigen Kurs” (siehe Definition "Richtiger Kurs"), daher kann Regel 17 nicht verletzt werden. Jedoch bricht L Regel 17, wenn es nach dem Startsignal höher als seinen richtigen Kurs segelt, während Regel 17 gilt.

 

POSITION 3

L segelt über seinem richtigen Kurs. In Abwesenheit von W ist L's richtiger Kurs “am Wind”. L verletzt Regel 17, da es höher als seinen richtigen Kurs segelt und nicht unverzüglich klar achteraus von W fällt. W muss sich nach Regel 11 freihalten, egal ob L Regel 17 bricht oder nicht und L muss beim Luven (Kurs ändern) W Raum zum

Freihalten nach Regel 16.1 (Kurs ändern) geben.

(es ist extrem wichtig, dass – zur Vermeidung dieser Situation – der Steuermann von GELB von einem Crewmitglied gewarnt wird, dass BLAU in Lee reinfahren will. GELB kann rechtzeitig – vor Position 1 – etwas abfallen, was es BLAU fast unmöglich macht, eine Überlappung herzustellen. Danach kann GELB nicht mehr auf die falsche Seite des Wettfahrtleitungs-Bootes gezwungen werden).

 

Bonus Szenario 2B

 

POSITION 1 und 2 analog Bonus Szenario 2A.

 

POSITION 3

Das Startsignal erfolgt in Position 3. Regel 17 gilt, was bedeutet, dass L – in Übereinstimmung mit Regel 17 – direkt nach dem Startsignal anfangen muss, auf einen Am-Wind-Kurs abzufallen, was es auch tat.

BEACHTE: L's richtiger Kurs wird durch die Abwesenheit von W bestimmt, welches das „Bezugsboot“ in Regel 17 ist (siehe Definition "Richtiger Kurs").

In Abwesenheit von W würde L auf einen Am-Wind-Kurs abfallen, um so schnell wie möglich in Richtung der ersten Bahnmarke zu segeln.

 

POSITION 4

L segelt – in Übereinstimmung mit Regel 17 – seinen richtigen Kurs. Es ist Wegerechtsboot nach Regel 11. W hält sich – wie erforderlich – frei.

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Für W ist es sehr wichtig zu merken, wie die Leeboote in diese Position kamen. Wenn sie von klar achteraus kamen, ist es ratsam zu rufen „von achteraus“ (ich persönlich bevorzuge den direkten Weg und rufe: Regel 17, richtiger Kurs nach dem Startschuss! Das Ganze dann auch klar und deutlich ausgesprochen...), auch wenn noch Zeit genug bis zum Startsignal ist. Dies ist eine Möglichkeit, sich an die Entstehung der Situation zu erinnern und den anderen Booten den Wechsel der Verpflichtungen nach dem Startsignal klar zu machen.

W sollte vorausschauend planen und seine Geschwindigkeit so anpassen, dass es sich von L freihalten kann, ohne auf die falsche Seite des Wettfahrtleitungs-Bootes gezwungen zu werden.

Selbst wenn festgestellt wird, dass L Regel 17 verletzt hat, hat W keinen Anspruch auf Wiedergutmachung, da es weder eine Verletzung noch einen physischen Schaden bei ihm gegeben hat (siehe Regel 62.1, Wiedergutmachung).

 

Bonus Szenario 3

 

POSITION 1

P/L – mit Wind von Backbord – muss sich – nach Regel 10 (Wind von

entgegengesetzter Seite) – von S/W – mit Wind von Steuerbord – freihalten.

 

POSITION 2

P/L hat gewendet und den Wind nun von Steuerbord. Als P/L durch den Wind ging, ist es verpflichtet, sich nach Regel 13 (während des Wendens) von S/W freizuhalten, bis es auf einen Am-Wind-Kurs abgefallen ist. Hier wird es Wegerechtsboot nach Regel 11

(Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung). Damit ist es zunächst verpflichtet, S/W Raum zum Freihalten gemäß Regel 15 (Wegerecht erlangen) zu geben.

BEACHTE: Regel 17 (Wind von der gleichen Seite; richtiger Kurs) findet keine Anwendung, da P/L die leewärtige Überlappung zu S/W nicht von klar achteraus hergestellt hat.

 

POSITION 3

P/L hat geluvt (Kurs geändert), womit es W Raum zum Freihalten nach Regel 16.1 (Kurs ändern) geben muss, während W sich nach Regel 11 (Wind von der gleichen Seite MIT Überlappung) freizuhalten hat. Obwohl das Startsignal gemacht wurde, verpflichtet keine Regel P/L (anders als Regel 17, die hier nicht gilt) P/W Raum am

Wettfahrtleitungs-Boot zu geben.

 

TAKTISCHE MÖGLICHKEITEN...

Für W ist es sehr wichtig zu merken, wie die Leeboote in diese POSITION kamen.

Wenn sie nicht von klar achteraus kamen, sollte W vorausschauend planen und seine Geschwindigkeit und Position so anpassen, dass es sich von L freihalten kann, ohne auf die falsche Seite des Wettfahrtleitungs-Bootes gezwungen zu werden.

(S/W sollte, wenn es denn P/L bei diesem “verschlafenen” Start überhaupt bemerkt, rechtzeitig vor Position 1 beschleunigen und etwas abfallen. Hier sind aber die Regeln 16.1 und 16.2 zu beachten! Durch dieses Manöver muss BLAU eher wenden und GELB hat auf jeden Fall genügend Platz für seinen Start am Wettfahrtleitungs-Boot)